Wir nahmen uns drei Wochen Zeit, um uns von der Atlantiküberquerung zu erholen und um Barbados zu erkunden. Nachdem wir bereits die postkartenmässige Westküste gesehen und wir uns wieder ein wenig ans Stadtleben gewöhnt hatten, machten wir einen Ausflug ins Zentrum der Insel zum Welchman Hull Gully. Barbados wurde ab dem 17. Jahrhundert zum Zwecke des Zuckerrohranbaus fast komplett gerodet. Diese kleine Schlucht beherbergt das letzte Stück ursprünglichen Waldes und damit auch viele einzigartige Pflanzen und Tiere. Das Gully ist zudem berühmt für die Green Monkeys (westliche Grünmeerkatzen), die man hier beobachten kann. Sie wurden ursprünglich als Haustiere der weissen Kolonialherren aus Westafrika eingeführt, und gelten heute als heimisch. Nach zwei Stunden Besichtigung des Waldes, waren wir enttäuscht, dass wir keine Affen gesehen hatten. Wir wollten bereits gehen, da kam eine ganze Horde daher. Sie vollführten einen unterhaltsamen wilden Zirkus, sprangen von Baum zu Baum und wirbelten sich gegenseitig durch die Luft, es war ein Spektakel!
Die Ostküste von Barbados ist wild, felsig und geprägt vom rauen Atlantik, der hier nach langer Strecke auf Land stösst. Gemeinsam mit Jasmine, Andy und Nia von der SY Laya wollten wir im berühmten Shark Hole baden gehen. Doch stattdessen trafen wir auf eine braungelbe Brühe aus Sargassum-Algen.
Diese Alge ist uns bereits mitten auf dem Atlantik begegnet. Zuerst in Form von einzelnen Ästchen mit Knospen, dann als Kilometerlange Aneinanderreihung von Pflanzen. Schlussendlich segelten wir durch riesige Algenfelder. Bei Dominiques erster Atlantiküberquerung vor sieben Jahren war davon noch nichts zu sehen. Die Alge, die ihren Ursprung in der Sargassosee vor Florida hat, breitet sich seit wenigen Jahren in Windeseile aus, und landet schlussendlich tonnenweise an den westlichen Ufern des Zentral- und Südatlantiks. Tiere verenden darin und viele Länder, die auf den Tourismus angewiesen sind, leiden unter den verunstalteten und nach faulen Eiern stinkenden Stränden.
Einige Tage später fuhren wir nach Bathsheba, einem internationalen Surf-Hotspot, und hier bot sich uns dasselbe Bild. Ein so traumhaft schöner Ort, der normalerweise viele Besucher anzieht, ist nicht mehr nutzbar. 2018 wurde in Barbados sogar der Notstand ausgerufen, weil die Insel derart überschwemmt wurde von der Alge.
Die Wissenschaft kann noch nicht mit Sicherheit sagen, ob die Vermehrung der Algen auf die Klimaerwärmung oder auf die Überdüngung von Feldern, deren Abwasser via Amazonas im Atlantik enden, zurückzuführen ist. Klar ist, dass der Mensch für die rapide Veränderung von Meeresflora und –fauna verantwortlich ist, und dass die Auswirkungen verheerend sind. Obwohl schon viel gereist, sahen wir zum ersten Mal eine solch krasse Auswirkung der modernen Zivilisation auf Mensch und Umwelt, was uns traurig und nachdenklich stimmte.
Wenn wir nicht auf Entdeckungstour waren, sassen wir ab und zu in der Strandbar im Yachtclub zum Arbeiten und Geniessen. Dabei fiel uns die etwas seltsame spätkoloniale Atmosphäre auf, die in dieser Einrichtung noch herrscht. Rund 93% der Bevölkerung von Barbados sind dunkelhäutig. Knapp 3% vom Rest sind hauptsächlich wohlhabende Weisse und die bekommt man auf den Strassen des Landes kaum zu sehen. Im Yachtclub jedoch war die Welt genau andersrum. Fast alle einkehrenden Clubmitglieder waren weiss. Bedient wurden sie von ausschliesslich schwarzem Personal, und es war eine seltsame hierarchische Distanz zu spüren. Dieses Gefühl wurde uns von einem schwarzen Barkeeper bestätigt, der ein wenig aus dem Nähkästchen plauderte.
Hier an der Bar lernten wir auch eines der ältesten Mitglieder des Clubs kennen, den blinden Segler Bill. Der Herr erzählte uns u.a., wie er die Regierung vor vielen Jahren davon zu überzeugen versuchte, dass Barbados unbedingt in die Infrastruktur für den Yachtsport investieren müsse, weil die Organisatoren der ARC (Atlantic Rally for Cruisers, jährlich organisierte Atlantiküberquerung) entschieden hatten, dass die Teilnehmer der Regatta ab 1989 von Gran Canaria direkt nach Saint Lucia segeln, anstatt zuerst in Barbados zu stoppen. So segeln seither jährlich ca. 200 ausgabefreudige Yacht-Crews an der Insel vorbei, was sowohl schade für die Segler wie auch für die Wirtschaft von Barbados ist.
Nach drei Wochen hatten wir uns gut erholt von der Atlantiküberquerung und wir wollten Neues sehen. Zuerst mussten wir unser Boot aber noch von der dicken Salzkruste befreien, die sich während der Atlantiküberquerung angesammelt hat. Abgesehen vom sehr engen Fischerhafen gab es dafür nur eine Möglichkeit: den Luxushafen bei Speightstown im Norden der Insel. Nachdem wir geklärt hatten, dass wir keine Hafengebühren bezahlen müssen, wenn wir am gleichen Tag an- und wieder ablegen, segelten wir der Küste entlang nach Port St. Charles, und legten uns dort neben eine x-fach grössere Segelyacht. Nach dem Ausklarieren (geschätzter Zollbeamter, bitte entschuldige, dass wir dich beim Fernsehen gestört haben!) konnten wir steuerfrei Diesel tanken. Während ich für die Bezahlung mit einem Wassertaxi in die noble Hafenstadt zur Rezeption chauffiert wurde, genehmigte Dominique unserem Boot den sehr notwendigen Vollwaschgang mit Süsswasser. Netterweise drückte der Hafenmeister danach beide Augen zu und wir konnten sogar noch unsere Tanks füllen und mit Süsswasser duschen. Am späteren Nachmittag legten wir ab in Richtung Insel Bequia, die zum Inselstaat St. Vincent and the Grenadines gehört.
Die rund 24-stündige Überfahrt über Nacht war alles in allem aufregender als die gesamte Atlantiküberquerung. Wir wurden regelrecht verfolgt von Gewitterfronten. Die Unwetter schienen exakt unseren Ausweichmanövern zu folgen. Zum Glück gab es keine Blitzeinschläge in der Nähe, aber es war sehr unheimlich, denn wir konnten auf dem Radar jeweils genau sehen, was da wieder auf uns zukommt. Zudem forderte eine seitliche Strömung, vor der man uns im Barbados Yacht Club bereits gewarnt hatte, unsere navigatorischen Fähigkeiten heraus. Nach einem kleinen Umweg zu weit nördlich, segelten wir am Tag darauf durch die Lücke zwischen St. Vincent (Hauptinsel des Landes) und Bequia. Die Aussicht auf die grünen, bergigen Inseln war traumhaft. Als wir in Bequia in die Bucht der Haupt“stadt“ Port Elizabeth einliefen, trauten wir unseren Augen nicht: Bequia war so idyllisch und versprühte ein Piratenflair, wie wir uns die entlegeneren Ecken der Karibik immer vorgestellt hatten! Und das Beste ist: Jede weitere Insel entpuppte sich als noch schöneres Paradies!
Helma Ritter
Liebe Maja, lieber Dominique,
euer Bericht ist sehr interessant und spannend. Es freut mich, wenn es euch gut geht und ihr wunderschöne Eindrücke geniessen könnt. Obwohl es nicht immer harmlos und erholsam zugeht habt ihr es bis Bequia super geschafft. Ich freue mich schon auf den nächsten Bericht.
In Liechtenstein beginnt bald wieder die Schule und wir werden sehen, welche Vorschreibungen uns wegen Corona wieder erwarten. So gemütlich wie ihr es auf den Inseln habt wird es nicht sein. Aber wir sind auch sehr gut aufgestellt und gut auf Kurs.
Herzliche Grüsse aus der Heimat und alles Gute
Helma Ritter
yemaya
Liebe Helma
Vielen Dank für deine Nachricht! Ja, Corona verändert leider so einiges in allen Lebensbereichen.
Wir sind ja leider weiterhin nicht auf unserem Boot, sondern in Liechtenstein und der Schweiz, und hoffen, dass wir bald entscheiden können, wie es weiter geht.
Wir wünschen dir einen guten Start!
Herzliche Grüsse
Maja & Dominique
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